Johannes Meyer

(*) 09. März 1896 – (†) 13. März 1965

Johannes Meyer, um 1950
Johannes Meyer, um 1950. Quelle: KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Biografische Eckdaten

Vorname
Johannes
Nachname
Meyer
Geburtsdatum
09. März 1896
Geburtsort
Ordinationsdatum
05. April 1925
Ordinationsort
Emeritierungsdatum
01. Juni 1958
Sterbedatum
13. März 1965
Sterbeort
Kirchendienst

Kirchenpolitik

Kirchenpolitische Mitgliedschaften
Kirchenpolitische Ämter

Politik

NS-Mitgliedschaften
NS-Ämter
Rechtskonservative Mitgliedschaften

Pfarramt

Berichte über den Pastor
  • Artikel aus den Husumer Nachrichten vom 21. Juli 1934, "Die Treue ist das Mark der Ehre / Feierliche Verpflichtung von 300 Parteigenossen"
    "[…] hielt dann Pastor Meyer-Schwabstedt [eine] Ansprache voll packender Wucht und […] echter Volkstümlichkeit […]. Das Programm der NSDAP sei etwas […] Neues, sei so völlig unvergleichbar [mit allem] Früheren, daß jeder Einzelne […] sich wirklich [gründlich] damit auseinandersetzen müsse. [Die] früher rechts standen, sollten im Geiste [der] Volksgemeinschaft dem Bruder von der […] Linken, dem einstmals marxistisch […] verhetzten Arbeiter, die […] Hand drücken […], hätten doch Arbeiterdichter […], von denen der Redner ergreifende Proben zitierte, uns schon in die echte deutsche und tiefe Seele dieser unserer Brüder blicken lassen. Dem gewaltigen Erlebnis vom Januar 1933 stellte er das furchtbare Geschehnis vom 20. Juni 1934 [=sog. Röhm-Putsch] entgegen, das uns blitzlichtartig zeigte, wie sich in einen gewissen kleinen Kreis schon wieder das Gift des Großkapitals und der Internationale hineingefressen hatte. Hitlers ganze Größe und Stärke habe sich in dieser erschütternden Situation wieder gezeigt und bewährt. In flammenden Worten legte der Redner dar, daß nur unbedingter Glaube und unerschütterliche Treue zum Führer uns einer besseren Zukunft entgegenführen können, wenn auf dem Wege dorthin nach dem Chaos und Nichts, in das wir unverantwortlich seit dem November 1918 gebracht worden seien, auch noch Ungeheures zu bewältigen und zu leisten sei. Keine 120prozentigen Nationalsozialisten brauchten wir zu sein, sondern nur schlichte treue gläubige Nazis! Wir seien ja all verbildet gewesen, nur Hitler sei der natürliche Germane geblieben! So einfach sei das Programm der NSDAP, so einfach, dem geraden germanischen Empfinden entsprechend der Begriff Nationalsozialist, daß jeder, der es erst begriffen habe, plötzlich ausrufen müsse: 'Dat bin ick doch immer all wen!' Nur ganz einfach, ganz natürlich müssen wir werden! Einen glänzenden, die Herzen aufrüttelnden Rück- und Ausblick gab Pg. Meyer, bei dem man es in jedem Worte spürte, daß er, der sieben Jahre an der Ostgrenze stand, dort Seelsorger der Flüchtlinge aus Sowjetrußland war und die Hölle des Kommunismus dabei fast persönlich vor Augen hatte, die Begriffe Heimat, Vaterland und Führer im Innersten erlebte. Das Heil Hitler, in das seine wiederholt von Beifall unterbrochene Rede ausklang, fand denn auch stürmischen Wiederhall, und spontan wurde das Horst Wessel-Lied angestimmt. Mit einem markigen Schluß- und Dankeswort des Pg. Ortsleiters Diercks und dem Ausmarsch der Fahnen fand der erhebende Abend seinen Ausklang."
Selbstauskünfte
  • Chronik der Kirchengemeinde Ladelund
    1943: "Stalingrad!! Dort hat auch unsere Gemeinde ihre Opfer gebracht. In jedem Gottesdienst gedenken wir fürbittend des Führers, des Vaterlandes und unserer tapferen Soldaten. Gott der Herr sei unseren Söhnen Schutz und Schirm. Auch das Pfarrhaus hat seine Opfer gebracht."; 1944: "Um diese Panzergräben auszuheben, kam Anfang November ein Konzentrationslager in unser Dorf. Die Kräftigen wurden in den Baracken des Arbeitslagers untergebracht. Was nun unser Dorf erlebte, war derart grauenhaft, daß das Erleben zu schildern einfach unmöglich ist. Wir hatten auch hier […] von dem KZ gehört, aber nie für möglich gehalten, daß die Zustände derart satanisch waren. Unser Dorf war in den Wochen krank. Männer und Frauen weinten, wenn sie den traurigen Zug auf den Straßen sahen. Und wir waren einfach ohnmächtig und mußten dem zusehen. Was soll ich nun berichten von diesem Lager? Schreibe ich die Wahrheit und bekommt die Gestapo dies zu Gesicht, dann werde auch ich in einem KZ zu Tode gequält. Ich werde darum Erlebtes berichten, mag kommen, was da wolle, man soll in späteren Jahren wissen, was hier unter den Nazis 1944 möglich war. Was ich nun schreibe, ist die volle Wahrheit. Spätere Generationen mögen es für übertrieben halten, das stimmt nicht, im Gegenteil, unsere Sprache ist zu arm, die geschehenen Greuel [sic!] nachzuerzählen."

Weiterführende Quellen und Literatur

Quellen
  • Landeskirchliches Archiv der Nordkirche (LKANK), 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 826-827
  • LKANK, 11.11.0 Mobilisierte Geistliche und deren Entnazifizierung (Schleswig-Holstein) Nr. 478
  • LKANK, 11.01 Kirchenleitung (Schleswig-Holstein) Nr. 476
  • Archiv der Kirchengemeinde Ladelund, Gemeindechronik
  • Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 460 Nr. 7254
Literatur
  • Hansen, Arne: Das Konzentrationslager Ladelund zwischen Geschichte, Legendenbildung und Erinnerung. Pastor Meyer und der Chronikeintrag "Sylvesterabend 1944". In: Informationen für Schleswig-Holsteinische Zeitgeschichte 62 (2022), S. 96-127. https://www.akens.org/akens/texte/info/62/Hansen_Ladelund.pdf
  • Pörksen, Martin: Pastor Johannes Meyer. „völliger Christ und völliger Nazi“. In: Raimo Alsen / Angelika Königseder (Hrsg.): Das KZ im Dorf. Geschichte und Nachgeschichte des Aussenlagers Ladelund. Berlin 2017, S. 76-93
  • Linck, Stephan: Neue Anfänge? Der Umgang der Evangelischen Kirche mit der NS-Vergangenheit und ihr Verhältnis zum Judentum. Die Landeskirchen in Nordelbien. Band 1: 1945-1965. 2. Aufl. Kiel 2014, S. 163-178
  • Richter, Harald: Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Das Konzentrationslager, Pastor Johannes Meyer und kirchliche Gedenkstättenarbeit in Ladelund. Hrsg. v. Hannegreth Grundmann. Hannover 2014

Metainformationen

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 8. Januar 2022
Zuletzt bearbeitet am 17. Oktober 2023
Beitrag zitieren

Diesen Beitrag empfehlen: