Biografische Eckdaten
Vorname
Johannes
Nachname
Meyer
Geburtsdatum
09. März 1896
Geburtsort
Ordinationsdatum
05. April 1925
Ordinationsort
Emeritierungsdatum
01. Juni 1958
Sterbedatum
13. März 1965
Sterbeort
Kirchendienst
- Hilfsgeistlicher in Hamburg
1925 - Hilfsgeistlicher in Eydtkuhnen/Ostpreußen
Ab 29. März 1925 - Pastor in Eydtkuhnen/Ostpreußen
- Pastor in Demen/Mecklenburg
Ab 11. April 1931 - Pastor in Schwabstedt
Ab 06. Dezember 1933 - Pastor in Ladelund
27. März 1938 – 01. Juni 1958
Kirchenpolitik
Kirchenpolitische Mitgliedschaften
- Deutsche Christen
Bis 1934
Kirchenpolitische Ämter
- Deutsche Christen
Propsteileiter
Politik
NS-Mitgliedschaften
- NSDAP – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
01. November 1930 – 1945
Unterbrechung Juni 1931 bis Mai 1933 - NSV – Nationalsozialistische Volkswohlfahrt
NS-Ämter
- NSDAP – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Bis 1936
Ortsgruppenleiter in Schwabstedt - NSDAP – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
1930
"als Spitzenkandidat der NSDAP für die Kreistagswahl in Aussicht genommen" - NSV – Nationalsozialistische Volkswohlfahrt
1934 – 1935
Ortsgruppenkassenleiter
Rechtskonservative Mitgliedschaften
- Freikorps
1919
Grenzschutz Lublinitz - Freikorps
1919 – 1921
Organisation Escherichd, "Orgesch" - DNVP – Deutschnationale Volkspartei
Ab 1921 - Stahlhelm
Ab 1921
Pfarramt
Berichte über den Pastor
- Artikel aus den Husumer Nachrichten vom 21. Juli 1934, "Die Treue ist das Mark der Ehre / Feierliche Verpflichtung von 300 Parteigenossen"
"[…] hielt dann Pastor Meyer-Schwabstedt [eine] Ansprache voll packender Wucht und […] echter Volkstümlichkeit […]. Das Programm der NSDAP sei etwas […] Neues, sei so völlig unvergleichbar [mit allem] Früheren, daß jeder Einzelne […] sich wirklich [gründlich] damit auseinandersetzen müsse. [Die] früher rechts standen, sollten im Geiste [der] Volksgemeinschaft dem Bruder von der […] Linken, dem einstmals marxistisch […] verhetzten Arbeiter, die […] Hand drücken […], hätten doch Arbeiterdichter […], von denen der Redner ergreifende Proben zitierte, uns schon in die echte deutsche und tiefe Seele dieser unserer Brüder blicken lassen. Dem gewaltigen Erlebnis vom Januar 1933 stellte er das furchtbare Geschehnis vom 20. Juni 1934 [=sog. Röhm-Putsch] entgegen, das uns blitzlichtartig zeigte, wie sich in einen gewissen kleinen Kreis schon wieder das Gift des Großkapitals und der Internationale hineingefressen hatte. Hitlers ganze Größe und Stärke habe sich in dieser erschütternden Situation wieder gezeigt und bewährt. In flammenden Worten legte der Redner dar, daß nur unbedingter Glaube und unerschütterliche Treue zum Führer uns einer besseren Zukunft entgegenführen können, wenn auf dem Wege dorthin nach dem Chaos und Nichts, in das wir unverantwortlich seit dem November 1918 gebracht worden seien, auch noch Ungeheures zu bewältigen und zu leisten sei. Keine 120prozentigen Nationalsozialisten brauchten wir zu sein, sondern nur schlichte treue gläubige Nazis! Wir seien ja all verbildet gewesen, nur Hitler sei der natürliche Germane geblieben! So einfach sei das Programm der NSDAP, so einfach, dem geraden germanischen Empfinden entsprechend der Begriff Nationalsozialist, daß jeder, der es erst begriffen habe, plötzlich ausrufen müsse: 'Dat bin ick doch immer all wen!' Nur ganz einfach, ganz natürlich müssen wir werden! Einen glänzenden, die Herzen aufrüttelnden Rück- und Ausblick gab Pg. Meyer, bei dem man es in jedem Worte spürte, daß er, der sieben Jahre an der Ostgrenze stand, dort Seelsorger der Flüchtlinge aus Sowjetrußland war und die Hölle des Kommunismus dabei fast persönlich vor Augen hatte, die Begriffe Heimat, Vaterland und Führer im Innersten erlebte. Das Heil Hitler, in das seine wiederholt von Beifall unterbrochene Rede ausklang, fand denn auch stürmischen Wiederhall, und spontan wurde das Horst Wessel-Lied angestimmt. Mit einem markigen Schluß- und Dankeswort des Pg. Ortsleiters Diercks und dem Ausmarsch der Fahnen fand der erhebende Abend seinen Ausklang."
Selbstauskünfte
- Chronik der Kirchengemeinde Ladelund
1943: "Stalingrad!! Dort hat auch unsere Gemeinde ihre Opfer gebracht. In jedem Gottesdienst gedenken wir fürbittend des Führers, des Vaterlandes und unserer tapferen Soldaten. Gott der Herr sei unseren Söhnen Schutz und Schirm. Auch das Pfarrhaus hat seine Opfer gebracht."; 1944: "Um diese Panzergräben auszuheben, kam Anfang November ein Konzentrationslager in unser Dorf. Die Kräftigen wurden in den Baracken des Arbeitslagers untergebracht. Was nun unser Dorf erlebte, war derart grauenhaft, daß das Erleben zu schildern einfach unmöglich ist. Wir hatten auch hier […] von dem KZ gehört, aber nie für möglich gehalten, daß die Zustände derart satanisch waren. Unser Dorf war in den Wochen krank. Männer und Frauen weinten, wenn sie den traurigen Zug auf den Straßen sahen. Und wir waren einfach ohnmächtig und mußten dem zusehen. Was soll ich nun berichten von diesem Lager? Schreibe ich die Wahrheit und bekommt die Gestapo dies zu Gesicht, dann werde auch ich in einem KZ zu Tode gequält. Ich werde darum Erlebtes berichten, mag kommen, was da wolle, man soll in späteren Jahren wissen, was hier unter den Nazis 1944 möglich war. Was ich nun schreibe, ist die volle Wahrheit. Spätere Generationen mögen es für übertrieben halten, das stimmt nicht, im Gegenteil, unsere Sprache ist zu arm, die geschehenen Greuel [sic!] nachzuerzählen."
Weiterführende Quellen und Literatur
Quellen
- Landeskirchliches Archiv der Nordkirche (LKANK), 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 826-827
- LKANK, 11.11.0 Mobilisierte Geistliche und deren Entnazifizierung (Schleswig-Holstein) Nr. 478
- LKANK, 11.01 Kirchenleitung (Schleswig-Holstein) Nr. 476
- Archiv der Kirchengemeinde Ladelund, Gemeindechronik
- Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 460 Nr. 7254
Literatur
- Hansen, Arne: Das Konzentrationslager Ladelund zwischen Geschichte, Legendenbildung und Erinnerung. Pastor Meyer und der Chronikeintrag "Sylvesterabend 1944". In: Informationen für Schleswig-Holsteinische Zeitgeschichte 62 (2022), S. 96-127. https://www.akens.org/akens/texte/info/62/Hansen_Ladelund.pdf
- Pörksen, Martin: Pastor Johannes Meyer. „völliger Christ und völliger Nazi“. In: Raimo Alsen / Angelika Königseder (Hrsg.): Das KZ im Dorf. Geschichte und Nachgeschichte des Aussenlagers Ladelund. Berlin 2017, S. 76-93
- Linck, Stephan: Neue Anfänge? Der Umgang der Evangelischen Kirche mit der NS-Vergangenheit und ihr Verhältnis zum Judentum. Die Landeskirchen in Nordelbien. Band 1: 1945-1965. 2. Aufl. Kiel 2014, S. 163-178
- Richter, Harald: Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Das Konzentrationslager, Pastor Johannes Meyer und kirchliche Gedenkstättenarbeit in Ladelund. Hrsg. v. Hannegreth Grundmann. Hannover 2014
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Veröffentlicht am 8. Januar 2022
Zuletzt bearbeitet am 17. Oktober 2023
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