Johannes Karl Georg Hermann Schröder

(*) 07. Dezember 1909 – (†) 28. Juli 1990

Johannes Schröder, um 1940
Johannes Schröder, um 1940. Quelle: Christiane und Peter Godt

Biografische Eckdaten

Vorname
Johannes Karl Georg Hermann
Nachname
Schröder
Geburtsdatum
07. Dezember 1909
Geburtsort
Ordinationsdatum
13. Mai 1934
Emeritierungsdatum
01. Januar 1975
Sterbedatum
28. Juli 1990
Sterbeort
Kirchendienst
  • Provinzialvikar in Osterhever
    1934
  • Pastor in Osterhever
    Ab 16. September 1934
  • Pastor in Albersdorf
    Ab 28. Juli 1935
  • Kriegspfarrer in Neumünster
    Ab 01. Juli 1939
  • Oberkonsistorialrat in Berlin
    01. Februar 1946 – 01. Mai 1946
  • Pastor in Neumünster
    Ab 23. Juni 1946
  • Sozialpastor in Kiel
    Ab 05. Dezember 1955
  • Landespastor der Inneren Mission in Rendsburg
    Ab 18. November 1957
  • Beauftragter für das Hilfswerk der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holstein
  • Landeskirchenrat i. N.
    01. April 1960 – 01. Januar 1975

Kirchenpolitik

Kirchenpolitische Mitgliedschaften

Politik

NS-Mitgliedschaften
Rechtskonservative Mitgliedschaften

Pfarramt

Predigten
  • Predigt, gerichtet als Mitglied des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ am 21. November 1943 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft an Hörer:innen in Deutschland
    "Zehn Jahre Nationalsozialismus, das ist der verblendete Versuch, nicht nur die Welt, sondern auch den Himmel zu stürmen, nicht nur die Herren der Erde, sondern auch Gott selbst zu entthronen, und das Ende ist: unser Volk liegt, blutend aus tausend Wunden und ausgeplündert, am Wege. […] Hitler hat unser Volk in die Nacht geführt. Er hat das ehrliche Vertrauen der Deutschen betrogen, er hat ihre Gefolgschaft in verbrecherischer Weise missbraucht. Jetzt steht Deutschland am Scheidewege. Gibt es wirklich nur noch den Weg mit Hitler in den Untergang, für Hitler in den Tod? – Alle schreien nach Rettung, alle suchen den Ausweg, aber wo sind die Führer, die ihn wissen und zeigen? […] Was kann, – was muss die Kirche tun? / 1. 'Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. Sei willig zu leiden, tue das Werk eines evangelischen Predigers, richte dein Amt redlich aus. Betet ohne Unterlass!' / 2. Zeigt unserm Volk den einzigen, aber auch sicheren Ausweg: Los von Hitler, dem Attentäter gegen Sitte und Recht, gegen Liebe und Menschlichkeit, gegen christlichen Glauben und deutsche Ehre. / 3. Sagt euch als Christen öffentlich los von den grauenhaften Kriegsverbrechen in den besetzten Gebieten, die nicht ungerochen bleiben werden; warnt eure Brüder und Söhne, sich dieser Greueltaten mitschuldig zu machen. / 4. Lasst die Bekenntnissynoden im Reich und in den Landeskirchen zusammentreten und als Notsynoden für die Evangelische Kirche Deutschlands ihre Stimme erheben. In einer so entscheidungsschweren Zeit darf neben dem Wort der Bischöfe das Wort der Gemeinde nicht schweigen. / 5. Fordert die sofortige Freilassung der um ihres Glaubens und ihrer politischen Überzeugung willen Gefangenen. / 6. Vergesst nicht unsere Jugend, sie braucht Führung, Sammlung, Glauben und Kraft heute mehr, denn je. / 7. Nehmt, gemeinsam mit der katholischen Schwesterkirche, Fühlung auf mit den Kampfausschüssen 'Freies Deutschland', die sich überall im Reich bilden, stellt euch mit in ihre Arbeit; das ist kein Hochverrat, das ist kein falsches Politisieren, sondern das ist Rettung des Volkes, in das uns Gott hineingestellt hat und dessen Heil oder Verderben jetzt in unser aller Händen liegt. / 8. Ihr Christen in Deutschland, schreibt an eure Bischöfe, stärkt sie in ihrem Kampf; ihr Gemeinden, stellt euch in unverbrüchlicher Treue hinter eure Pfarrer, sucht gemeinsam immer neue Wege und Möglichkeiten, das Ende des Krieges zu beschleunigen und seine Wunden zu heilen. / 9. Kirche der Heimat, erheb deine Stimme für den Frieden! Die Christenheit der ganzen Welt sieht auf uns, ob wir den Weg des Hasses, der Vernichtung mit Hitler gehen bis zum bitteren Ende, oder ob wir – eingedenk unseres Christennamens – den Kampf aufnehmen für Wahrheit und Gerechtigkeit, für Eintracht und Frieden. In diesem Kampf ist kein Opfer zu gross, wird keines umsonst gebracht. Kämpfen wir tapfer, so werden uns die Kirchen der Welt morgen die Hände reichen zu erneuter Bruderschaft. Friede, das ist der Ausweg, zu dem wir unser Volk führen wollen. Wenn ich euch dazu aufrufe, so sollt ihr wissen: hier spricht kein Feigling, noch ein gedungener Verräter. Ich ging, wie die 300.000 anderen Männer im grauen Rock durch die Hölle von Stalingrad. Gott hat mir mein Leben noch einmal geschenkt; jetzt gehört es ihm, gehört dem Dienst an meinem Volk, dem Dienst in meiner Heimatkirche. Die Kraft des Kreuzes trug uns über die Abgründe von Not und Grauen hinweg, sie trägt auch euch durch Kampf und Verfolgung, ja, wenn es sein muss, selbst durch den Tod."

    aus: Schröder, Johannes: Waches Gewissen – Aufruf zum Widerstand. Reden und Predigten eines Wehrmachtpfarrers aus sowjetischer Gefangenschaft 1943-1945. Hrsg. v. Christiane Godt/Peter Godt/Hartmut Lehmann [u.a.]. Göttingen 2021, S. 105-108

Berichte über den Pastor
  • Schreiben des Oberreichskriegsanwalts vom 23. Dezember 1944
    "Betr.: Wehrmachtpfarrer Johannes Schröder. / Ich führe ein Ermittlungsverfahren gegen den oben bezeichneten. Ihm wird zur Last gelegt, sich in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft staatsfeindlich betätigt zu haben. Er hat nach sowjetischer Behauptung fortgesetzt Zeitungsartikel hochverräterischen Inhalts veröffentlicht und im sowjetischen Rundfunk Ansprachen gleichen Inhalts gehalten."

Weiterführende Quellen und Literatur

Quellen
  • Landeskirchliches Archiv der Nordkirche (LKANK), 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 2040-2041
  • LKANK, Nachlass Schröder, Johannes (Landespastor)
  • Schröder, Johannes: Waches Gewissen – Aufruf zum Widerstand. Reden und Predigten eines Wehrmachtpfarrers aus sowjetischer Gefangenschaft 1943-1945. Hrsg. v. Christiane Godt/Peter Godt/Hartmut Lehmann [u.a.]. Göttingen 2021, S. 81-330
  • Schröder, Johannes: Johann Claus Bielfeldt. In: Wolfgang Prehn (Hrsg.), unter Mitarbeit von Johannes Diederichsen und Martin Pörksen: Zeit, den schmalen Weg zu gehen. Zeugen berichten vom Kirchenkampf in Schleswig-Holstein. Kiel 1985, S. 159-161
Literatur
  • Reinle, Yannick: Johannes Schröder: "Mut und Opferfreudigkeit zum Kampf für ein besseres, freies Vaterland, für eine glückliche Zukunft, die nicht mehr überschattet ist vom Dunkel der Tyrannei!". In: Helge-Fabien Hertz (Hrsg.): Multiplikatoren in der NS-Zeit. Schleswig-Holsteinische Pastorenbiografien. Kiel 2023, S. 101-106. https://macau.uni-kiel.de/receive/macau_mods_00003797
  • Schröder, Johannes: Waches Gewissen – Aufruf zum Widerstand. Reden und Predigten eines Wehrmachtpfarrers aus sowjetischer Gefangenschaft 1943-1945. Hrsg. v. Christiane Godt/Peter Godt/Hartmut Lehmann [u.a.]. Göttingen 2021, S. 7-80; 331-387
  • Seite „Johannes Schröder (Pfarrer)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. August 2023, 19:03 UTC. https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Schr%C3%B6der_(Pfarrer)

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Veröffentlicht am 11. Januar 2022
Zuletzt bearbeitet am 15. August 2023
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