Alfred Fürst

(*) 21. Juli 1910 – (†) 08. September 1944

Biografische Eckdaten

Vorname
Alfred
Nachname
Fürst
Geburtsdatum
21. Juli 1910
Geburtsort
Ordinationsdatum
06. November 1938
Ordinationsort
Sterbedatum
08. September 1944
Kirchendienst

Kirchenpolitik

Kirchenpolitische Mitgliedschaften

Pfarramt

Predigten
  • Predigt über Matth. 10, 24-33, gehalten 1938 in Treuchtlingen
    "So hat Gott auch jetzt wieder eine Zeit des Kampfes geschickt. Wo das Evangelium von Jesus Christus erschallt, da wird leidenschaftlicher Widerspruch laut. Wenn wir bekennen: 'Jesus Christus ist der Herr auch der Herr über Deutschland', da schallt es uns entgegen: 'Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche. […] Wir kämpfen aus eigener Kraft gegen die Mächte der Finsternis, und wir überwinden sie. Eurer Lehre von der Minderwertigkeit, von der Verlorenheit und Verdammtheit aller Menschen, wir wollen sie nicht hören. Unsere Jugend soll sie nicht hören; denn diese Lehre lähmt die Kraft unseres Volkes. Wir reden von der Ehre, von Freiheit, von Glaube an die Kraft unseres Volkstums, und davon wird unser Volk stark und fähig, den feindlichen Gewalten zu widerstehen.' So steht das Menschenwort auf gegen das Gotteswort und gegen die Verkündigung des Evangeliums. Nun bleibt man aber nicht dabei, daß man das nur sagt, sondern man beginnt auch mit der Tat danach zu handeln. Man hat begonnen, die Kirche, die getreu dem Bekenntnis, getreu dem Befehl ihres Herrn, ihren Weg geht und das Evangelium lauter und rein verkündet, aus der Öffentlichkeit zu verdrängen, ihr die Möglichkeit zum Reden zu nehmen oder zum mindesten einzuschränken. Da setzen nun die Kämpfe ein, wenn da Menschen sind, die sagen wie die Apostel vor dem Hohen Rat: 'Wir können‘s ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehört haben', wenn da Menschen sind, die wissen: 'Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen'. Da geschieht es dann, daß einer trotz Redeverbot auch redet, daß einer Gebote und Verbote übertritt, weil er es nicht lassen kann, weil er Gott mehr gehorchen will als den Menschen. Dann wird ein Mann verhaftet; denn er hat ja das Gebot des Staates übertreten. So kommt die Kirche zum Leiden. Allerdings, wir können ja auch schweigen, oder wir brauchen es ja nicht so deutlich sagen. Wir können ja unsere Botschaft ein wenig mehr unserer Zeit anpassen und so reden, wie man es gerne hört. […] Aber wenn wir so tun, dann gehen wir nicht den Weg, den Christus den Seinen zu gehen befohlen hat. Dann haben wir unseren Herrn verleugnet. Aber wenn wir unserem Herrn gehorsam sind, dann müssen wir um seinetwillen Schmach, Leid und Verfolgung auf uns nehmen. Es ist ja bei uns noch nicht so weit gekommen, daß einer sein Leben hat dahingeben müssen um seines Glaubens willen. Aber auch das müßten wir auf uns nehmen, wenn es uns gesandt würde. […] Aber nun steht vor uns die große Frage: Sind wir dazu in der Lage? Werden wir das tragen können, wenn man uns schmäht? Werden wir das tragen können, wenn man uns ins Gefängnis wirft? […] Wir wissen ja doch, wie verzagt wir oft sind. Wie oft birgt sich hinter mutigen und tapferen Reden ein gar so verzagtes Herz! Wie wenig sind wir doch bereit zu leiden! Wie sehr fürchten wir doch oft die Menschen, schon wenn sie uns verspotten, wie viel mehr, wenn sie Macht haben uns Schaden und Leid zuzufügen. Was sagt der Herr dazu? 'Fürchtet euch nicht', sagt er. Dreimal sagt er das in unserem kurzen Abschnitt: 'Fürchtet euch nicht!' […] Was können die Menschen uns denn tun? Sie können uns schmähen und lästern und mit Worten verletzen. Sie können uns ins Gefängnis werfen. Sie können uns quälen und peinigen, ja, sie können uns furchtbar peinigen. Und sie können unseren Leib töten. Aber mehr können sie nicht. Da ist ihre Macht zu Ende. Die Seele, das heißt unser Leben, das uns Gott gegeben hat, das wir haben in der Gemeinschaft mit Gott, das können sie uns nicht rauben. Niemand kann uns aus Gottes Hand reißen. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes. 'Fürchtet euch nicht vor denen die den Leib töten, aber die Seele nicht können töten', sagt der Herr. […] Gott sorgt für jeden einzelnen von uns. Er läßt keinen von uns jemals aus den Augen. Es geschieht uns nichts ohne seinen Willen. Und was die Menschen auch tun wollen, sie können uns doch nichts tun, als was Gott uns zugedacht hat. […] Aber es wird ein Tag kommen, und wer weiß wie nahe er schon ist, da wird […] er [=Jesus] seine Macht und Herrlichkeit offenbar machen. Diesem Tag gehen wir entgegen. Dahin geht der Weg der Kirche. Dann wird der Herr wahrmachen, was er hier verheißt: 'Wer nun mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.' Daran, ob wir bekennen oder verleugnen, wird sich entscheiden, ob dieser Tag für uns ein Tag der Freude wird oder ein Tag des Verderbens. Der Weg der Kirche Jesu Christi geht mit dem Bekenntnis zu ihm durch alles Leid dieser Welt hindurch zu einem Tag der Freude. Da wird es heißen: 'Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.' […] Amen."

Weiterführende Quellen und Literatur

Quellen
  • Landeskirchliches Archiv der Nordkirche (LKANK), 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 285
  • LKANK, 11.11.0 Mobilisierte Geistliche und deren Entnazifizierung (Schleswig-Holstein) Nr. 181
Literatur

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Veröffentlicht am 8. Januar 2022
Zuletzt bearbeitet am 21. Januar 2022
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