Martin-Harring Cornils (sen.)

(*) 14. Juli 1873 – (†) 29. April 1958

Biografische Eckdaten

Vorname
Martin-Harring
Nachname
Cornils (sen.)
Geburtsdatum
14. Juli 1873
Geburtsort
Ordinationsdatum
12. November 1899
Emeritierungsdatum
01. November 1939
Sterbedatum
29. April 1958
Sterbeort
Kirchendienst
  • Diakonus in Lunden
    Ab 12. November 1899
  • Pastor in Hemme
    Ab 30. November 1902
  • Pastor in Kiel, St. Nikolai
    Ab 16. Mai 1909
  • Propst in Münsterdorf
    21. Juni 1925 – 01. November 1939
    Propsteigeschäfte bis zum 30. September 1945 weitergeführt
  • Pastor in Itzehoe
    21. Juni 1925 – 01. November 1939
    Amtssitz als Propst

Kirchenpolitik

Kirchenpolitische Mitgliedschaften

Pfarramt

Selbstauskünfte
  • Chronik der Kirchengemeinde Itzehoe, Luthertag 1933
    "Die Feier wurde eingeleitet durch Musikdarbietungen der Militärkapelle, der SA-Kapelle und der Städtischen Kapelle auf verschiedenen Plätzen der Stadt. Die kirchliche Feier selbst durch Choralblasen des Posaunenchors der Gemeinschaft vom Turm der Kirche, der oben trotz großer Kälte tapfer aushielt. Wie zu erwarten war, war das Gotteshaus bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Fahnenabordnungen, angeführt durch die kirchlichen Körperschaften mit der Kirchenfahne, welche von der schwarz-weiss-roten und der Hakenkreuzfahne flankiert wurde, in die Kirche einzogen, ehrfurchtsvoll begrüßt von der Menge, die sich von den Plätzen erhoben hatte und mit ausgestrecktem Arm die Fahnen empfing. Vorher waren die grauen Kolonnen des Militärs und die braunen der verschiedenen SA-Stürme eingerückt und hatten die freigehaltenen Plätze eingenommen. Der Gottesdienst fand seine Krönung in der markigen Festpredigt des Leiters des Rauhen Hauses in Hamburg, Direktor Pastor Engelke, der in diesem Herbst bei der 100-jährigen Jubiläumsfeier des Rauhen Hauses zum Doktor der Theologie ernannt worden ist. Als Text der Predigt diente Römer 3, V. 28, von der Gerechtigkeit allein durch den Glauben, das Wort, das für Luther einst entscheidend geworden ist und ihm den freien Weg zu Gott erschlossen hat, unabhängig vom Papst und römischer Priesterkirche. Dieses Wort, das ganz in das Zentrum des evangelischen Glaubens einführt, wusste der Prediger so auszulegen, dass es auch der Gemeinde von heute zu Herzen ging, und dass ein SA-Mann nachher begeistert sagte: Hart und herb, aber herzlich! Am Nachmittag traten trotz des winterlichen Ostwindes die geordneten Scharen der verschiedenen Stürme im Braunhemd und verschiedene Vereine und Innungen wiederum unter Vorantritt der kirchlichen Körperschaften zu einer Kundgebung auf dem Sportplatz an. Propst Cornils hielt dort die Ansprache, die trotz des starken Ostwindes durch den Lautsprecher vernehmlich gemacht wurde, und in der er einen Vergleich zog zwischen Adolf Hitler und Luther. Wo Menschen aufstehen, die eine Sache ganz ernst nehmen, geschehen Wunder. Das ist das Wunder, dass Adolf Hitler das deutsche Volk geeint, und dass Luther es mit den Kräften des evangelischen Glaubens erfüllt hat. Die Ansprache klang aus in die Mahnung, dass auch wir wieder lernen, die Frage nach Gott ernst zu nehmen zum Heil unseres neu erwachten Volkes. In guter Ordnung und eindrucksvoller Stärke trat dann der Zug an zum Marsch durch die Stadt, der sein nächstes Ziel bei der Kirche fand, wo die Pflanzung einer Luthereiche stattfand. In sämtlichen Gemeinden der Propstei ist eine solche Luthereiche gepflanzt worden, und es soll hier dankbar vermerkt werden, dass die Anregung dazu von Wewelsfleth ausgegangen ist. Vorher hielt Hauptschriftleiter Ehlers eine eindrucksvolle Ansprache an die große Zuhörerschaft, in der er als Laie den Sinn dieses Aktes dahin deutete, dass er ein Bekenntnis zum Christentum bilden solle. Ohne Christentum kein Bestand und keine Erneuerung des Volkes! Dies Bekenntnis gerade aus Laienmund hat gewiss einen tiefen Eindruck auf viele gemacht. Dann wurde die Eiche in das Erdreich gesenkt, unter folgendem Weihespruch, den Propst Cornils sprach: Eiche, du mögest festwurzeln im deutschen Erdreich, wie der Gottesmann Martin Luther festwurzelte in Gottes Wort; Eiche, du mögest wachsen und gedeihen zu unserer Freude, wie unsere lutherische Kirche wachsen und gedeihen möge zum Segen unseres deutschen Volkes; Eiche, du mögest deine Zweige gen Himmel strecken, um Licht und Luft von oben zu nehmen, und uns mahnen, dass auch wir unsere Hände gen Himmel strecken, um Segen und Heil von Gott zu nehmen. Ein kraftvolles Luthergedicht wurde dann von Herrn Studienassessor Theiß vorgetragen, im Anschluss daran sprach ein Sprechchor von Lyzeumschülerinnen den Gesang 'Komm, heiliger Geist, Herre Gott, erfüll mit deiner Gnaden Gut deiner Gläub‘gen Herz, Mut und Sinn'. Wiederum formierte sich der Zug, um nach dem Marktplatz in der Neustadt zu ziehen, und dort vor dem Rathaus den Schlussakt zu begehen. Studienrat Rabe hielt eine kurze, kräftige Ansprache, die darin ausklang, dass er die Teilnehmer, und insbesondere die Männer im Braunhemd, aufforderte, nicht nur an einigen Festtagen einmal die Verkündigung zu suchen, sondern den Marsch in die Kirche anzutreten. So ging eine schöne Steigerung durch das Ganze hindurch: Auf dem Sportplatz der Aufruf zum Glauben, vor der Kirche das Bekenntnis zum Christentum und zuletzt alles gipfelnd in den Ruf zur Kirche."

    aus: Schwichtenberg, Hermann: Der Nationale Aufbruch erfasste auch die Propstei Münsterdorf (s.u.)

Weiterführende Quellen und Literatur

Quellen
  • Landeskirchliches Archiv der Nordkirche (LKANK), 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 193
  • LKANK, Nachlass Cornils, Martin-Harring (Propst)
Literatur
  • Hertz, Helge-Fabien: „[…] bis aus dem großen Blutopfer die Saat herrlich […] wuchs“. Einblicke in das Pfarramt der nationalsozialistischen Zeit am Beispiel ausgewählter evangelisch-lutherischer Geistlicher des Kreises Steinburg. In: Steinburger Jahrbuch (2022), S. 140-171
  • Schwichtenberg, Hermann: Der Nationale Aufbruch erfasste auch die Propstei Münsterdorf. In: ders. (Hrsg.): Kirche, Christen, Juden in Nordelbien und in Mecklenburg 1933 – 1945. Eine Ausstellung der Nordelbischen Kirche in der St. Laurentii-Kirche zu Itzehoe vom 14. Februar bis 9. März 2003. Broschüre über das lokale Fenster des Kirchenkreises Münsterdorf (eine Zusammenfassung). https://epub.sub.uni-hamburg.de/epub/volltexte/2012/15591/pdf/broschuere_041214.pdf

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Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 4. Januar 2022
Zuletzt bearbeitet am 7. Februar 2022
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