Biografische Eckdaten
Vorname
Wilhelm
Nachname
Halfmann
Geburtsdatum
12. Mai 1896
Geburtsort
Ordinationsdatum
11. November 1923
Sterbedatum
08. Januar 1964
Sterbeort
Kirchendienst
- Studieninspektor im Predigerseminar in Preetz
- Pastor in Schönberg
Ab 11. April 1926 - Pastor in Flensburg, St. Marien
Ab 21. Mai 1933 - (Ober-)Konsistorialrat in Kiel
21. Mai 1933 – 25. September 1937 - Präses der vorläufigen Kirchenleitung der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins
Ab 24. August 1945 - Bischof in Holstein
05. September 1946 – 08. Januar 1964 - Pastor in Kiel
05. September 1946 – 08. Januar 1964
Amtssitz als Bischof
Kirchenpolitik
Kirchenpolitische Mitgliedschaften
Kirchenpolitische Ämter
- Bekennende Kirche
1934 – 1936
Mitglied des Landesbruderrates, Zuständigkeit: Prüfungen und Ordination - Bekennende Kirche
Leitung des Landesbruderrates - Bekennende Kirche
Prüfer im Rahmen der theol. BK-Examina - Bekennende Kirche
Propsteivertrauensmann
Politik
NS-Mitgliedschaften
- SS – Schutzstaffel
1933 – 1936
fördernd
Rechtskonservative Mitgliedschaften
Ämter in rechtskonservativen Vereinigungen
- GAV – Gustav-Adolf-Verein
Vertrauensmann des Hauptvereins in Plön
Pfarramt
Druckerzeugnisse
- Publikation "Die Kirche und der Jude", Breklum 1936
"Es ist ein furchtbares Verhängnis, daß aus dem berechtigten Kampf gegen das Judentum – wir unterstreichen noch einmal: aus dem berechtigten Kampf gegen das Judentum – ein Kampf gegen Christus geworden ist."; "Wir schicken die Bemerkung voraus: Die Kirche hat nicht die Aufgabe, in die Judengesetzgebung des Dritten Reiches einzugreifen. Vielmehr werden wir von der Kirche her aus der bald zweitausendjährigen Erfahrung mit den Juden sagen müssen: der Staat hat recht. Er macht einen Versuch zum Schutze des deutschen Volkes wie er von hundert Vorgängern in der ganzen Christenheit gemacht worden ist, und zwar mit der Billigung der christlichen Kirche. Man braucht nur Luthers Schriften zur Judenfrage zu lesen, um zu finden, daß das, was heute geschieht, ein mildes Verfahren gegenüber dem ist, was Luther und viele andere gute Christen für nötig gehalten haben."
- Broschüre "Lutherische Kirche. Bekenntnisgottesdienst am 3. Juni 1934 in der Nikolaikirche zu Kiel", Ansprache zum Thema "Lutherische Kirche heute"
"Man [=DC] meint: Aufgabe kirchlicher Verkündigung sei außer Jesus Christus noch eine moralisch-politische Predigt. Untermauerungen des Staates mit nationalsozialistischer Gesinnungspflege – als ob Staat und Partei das nicht viel besser könnten als die Kirche und die einzig Berechtigten in dieser Sache wären! […] Täglich wird uns das vorgepredigt, die äußere Ordnung der Kirche habe mit ihrem Bekenntnis (also mit ihrem Wesen!) nichts zu tun. Das ist genauso töricht, als wenn heute einer sagen würde: die äußere Organisation des deutschen Staatswesens habe mit dem Geist des Nationalsozialismus nichts zu tun. […] Wo falsche Lehre ist, folgt zwangsläufig ein falsches unkirchliches Handeln. An drei Punkten sei das aufgezeigt: es handelt sich um das nationale oder Rasseprinzip, das politische Führerprinzip, und das Machtprinzip. Dies sind die Prinzipien, die heute für den Staat gelten. Wir erkennen ihr Recht im Staat an. Sie sind für die heutige Ordnung des deutschen Volkes sogar besonders notwendig. – Aber die Kirche ist das Regiment Christi. Darum kann sie nicht nach staatlich-weltlichen Prinzipien gestaltet werden. Denn sie ist ja nach Wesen und Ursprung und Aufgabe und Ziel etwas völlig anderes als der Staat."
Berichte über den Pastor
- Literatur
"Bereits 1941 erfuhr Halfmann vom Euthanasiemord an Behinderten. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurden ihm auch bald Massenmorde von Juden durch deutsches Militär bekannt. 1944 begann er, die Morde in Predigten vorsichtig zu kritisieren."; Auszug aus einer am 16.7.44 in Mölln gehaltenen Predigt: "[…] gilt auch für die Obrigkeit wie für jede Privatperson: Du sollst nicht töten! In unserer Zeit will diese Grenze ins Wanken geraten: Da werden Forderungen vorgebracht, daß auch nichtschuldige Menschen getötet werden aus angeblichen Gründen des Gemeinwohls: etwa unheilbar Kranke, Lebensuntüchtige, entwaffnete Feinde und Geiseln oder Menschen fremder Abstammung. Hier wollen wir uns die Schrift nicht verwirren lassen, daß Gottes Wort nur die Tötung von schuldigen Verbrechern kennt, nicht von unschuldigen Menschen."
aus: Linck, Stephan: Die Ausstellungstexte. In: Annette Göhres/Stephan Linck/Joachim Liß-Walther (Hrsg.): Als Jesus "arisch" wurde. Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Die Ausstellung in Kiel. Bremen 2003, S. 26-88, hier S. 68f
Weiterführende Quellen und Literatur
Quellen
- Landeskirchliches Archiv der Nordkirche (LKANK), 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 378-380
- LKANK, 11.11.0 Mobilisierte Geistliche und deren Entnazifizierung (Schleswig-Holstein) Nr. 235
- LKANK, Nachlass Halfmann, Wilhelm (Bischof)
- Stadtarchiv Mölln, Chronik der Kirchengemeinde Mölln
- Halfmann, Wilhelm: Die Kirche und der Jude. Breklum 1936
Literatur
- Bräuninger, Michaela: Die Kirchengemeinde Hamburg-Wellingsbüttel 1933 bis 1975. Husum 2019
- Zankel, Sönke: "Ich kann die christlich-jüdische Verbrüderung unter Eliminierung der Theologie nicht mitmachen". Bischof Halfmann und der christliche Antijudaismus in den Jahren 1958-1960. In: Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein 21 (2010), S. 123-138
- Semper, Christina: Das Verhältnis der Bekennenden Kirche zum Judentum in Schleswig-Holstein am Beispiel Wilhelm Halfmanns. In: Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages in Zusammenarbeit mit Annette Göhres und Joachim Liß-Walther (Hrsg.): Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Die Ausstellung im Landtag 2005. Kiel 2006, S. 103-113
- Buss, Hansjörg: "...und darum gilt ihre ganze Feindschaft der christlichen Kirche" – Zur Kontroverse um die "Judenschrift" von Wilhelm Halfmann. In: Ders./Annette Göhres/Stephan Linck [u.a.] (Hrsg.): "Eine Chronik gemischter Gefühle". Bilanz der Wanderausstellung "Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945". Bremen 2005, S. 269f
- Lehming, Hanna: Antisemitismus in der Kirche – wie kam es dazu? Schleswig-holsteinische Theologen in der NS-Zeit. In: Hansjörg Buss/Annette Göhres/Stephan Linck [u.a.] (Hrsg.): "Eine Chronik gemischter Gefühle". Bilanz der Wanderausstellung "Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945". Bremen 2005, S. 271-280
- Linck, Stephan: Die Ausstellungstexte. In: Annette Göhres/Stephan Linck/Joachim Liß-Walther (Hrsg.): Als Jesus "arisch" wurde. Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Die Ausstellung in Kiel. Bremen 2003, S. 26-88
- Reumann, Klauspeter: Halfmanns Schrift "Die Kirche und der Jude" von 1936. In: Annette Göhres/Stephan Linck/Joachim Liß-Walther (Hrsg.): Als Jesus "arisch" wurde. Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Die Ausstellung in Kiel. Bremen 2003, S. 147-186
- Reumann, Klauspeter: Der Kirchenkampf in Schleswig-Holstein 1933-1945. In: Verein für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte (Hrsg.): Kirche zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung. Bd. 6/1. Neumünster 1998, S. 111-443
- Halver, Rudolf : Wilhelm Halfmann – Der Bischof. In: Wolfgang Prehn (Hrsg.), unter Mitarbeit von Johannes Diederichsen und Martin Pörksen: Zeit, den schmalen Weg zu gehen. Zeugen berichten vom Kirchenkampf in Schleswig-Holstein. Kiel 1985, S. 163-167
- Seite „Wilhelm Halfmann“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. März 2021, 18:39 UTC. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wilhelm_Halfmann&oldid=209380966
Weiterführende Links
- https://www.denk-mal-gegen-krieg.de/assets/Uploads/SH-Rickling-NA-KATALOG-Halfmann.pdf
- http://www.pkgodzik.de/fileadmin/user_upload/Halfmann/Kirche_und_Gesellschaft_im_Verstaendnis_von_Bischof_Halfmann.pdf
- https://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/kirche-tilgt-den-namen-halfmann-id871936.html
- https://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten-detail/nachricht/bischof-halfmann-saal-wird-umbenannt
- https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schleswig-holstein_magazin/zeitreise/Zeitreise-Die-Kirche-im-Nationalsozialismus,zeitreise745.html
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