Adalbert Paulsen

(*) 05. Mai 1889 – (†) 09. Januar 1974

Adalbert Paulsen
Adalbert Paulsen. Quelle: Luthergemeinde zu Kiel

Biografische Eckdaten

Vorname
Adalbert
Nachname
Paulsen
Geburtsdatum
05. Mai 1889
Geburtsort
Ordinationsdatum
03. Dezember 1916
Ordinationsort
Emeritierungsdatum
01. Juni 1959
Sterbedatum
09. Januar 1974
Sterbeort
Kirchendienst

Kirchenpolitik

Kirchenpolitische Ämter

Politik

NS-Mitgliedschaften
Rechtskonservative Mitgliedschaften

Pfarramt

Predigten
  • Predigt über Luk. 12, 49-57, gehalten am 01. Januar 1940 in der Nikolaikirche zu Kiel
    "Es war ein Jahr von geschichtlicher Größe, schwer, bewegt und hart. […] Ein jeder hat im neuen Jahre mit neuem Willen und neuer Verantwortung seine Pflichten zu erfüllen. Wir alle, wo wir auch stehen und wirken, sind eingespannt und eingeordnet in die große Arbeit unseres Volkes. […] Es ist Kriegszeit. Ein Krieg von beispielloser Verantwortungslosigkeit ist unserem Volk von England aufgezwungen worden. Ein Krieg von unabsehbarer Auswirkung ist in das entscheidende Jahr 1940 eingetreten. Manches Datum wird zu einem fatum, d.h. zu einem Schicksal werden. Dieser Krieg bedeutet überhaupt eine Schicksalswende für die Welt. […] So tritt denn die Botschaft des verlesenen Evangeliums und der innerste Sinn dieses Jahreswechsels vor uns mit der Losung: Im Feuer einer Schicksalswende. […] So stehen wir denn auch in diesem Krieg mit England in der Überzeugung und in dem Glauben, daß die Bosheit eines tückischen Weltregiments endlich und endgültig nach Gottes Willen niedergerungen werden soll. Wir stehen daheim und draußen im Feuer einer Schicksalswende. Dies Feuer gilt es in seiner tiefsten Glut zu begreifen."; "Es standen neue Geister auf mit dem Verdacht, dieser Brand sei letzten Endes ein jüdisches Feuer, eine fremde Glut. […] stellen wir uns vor, der Heiland würde eines Tages in Kiel auftreten, zum Rathaus gehen und den Beamten um eine Beurkundung seiner jüdischen Abstammung ersuchen. 'Was hast du für Papiere', würde der Beamte fragen. Der Heiland sagt: 'Ich habe hier ein Geschlechtsregister aus dem Neuen Testament'. Der Beamte sieht es durch und sagt: 'Dies Register betrifft nur deinen Vater Josef. Es geht zwar von Abraham an, aber es ist voller Lücken. Darauf kann ich eine Beurkundung über deinen Vater nicht ausstellen.' Der Heiland sagt: 'Ich habe hier noch ein zweites Geschlechtsregister aus dem Neuen Testament.' Der Beamte sieht es durch und sagt: 'Auch dies Register geht nur auf deinen Vater. Es fängt mit Josef an und geht umgekehrt, wie das erste, bis auf Adam zurück. Aber dies Register weist noch größere Lücken auf. Ich kann somit nicht beurkunden, daß Josef von David abstammt. – Aber wie ist es denn mit deiner Mutter. Die Abstammung von deiner Mutter ist das wichtigste.' Der Heiland antwortet: 'Von meiner Mutter stehen gar keine Angaben im Neuen Testament über ihre Abstammung.' Der Beamte fragt: 'Wo stammt sie denn her?' Der Heiland erwidert: 'Aus Galiläa.' Da reicht der Beamte ihm die Papiere zurück und sagt: 'Dann ist nach unseren Gesetzen deine jüdische Abstammung nicht zu beurkunden weder väterlicher- noch mütterlicherseits. Es ist höchstens festzustellen, daß du mit höchster Wahrscheinlichkeit von nichtjüdischer Abstammung bist. Denn Galiläa hieß zu deinen Geburtszeiten: Gallil ja Gijom, d.h. das Land der Heiden. Seine Sprache ist anders. Seine Bevölkerung ist nachweisbar eingewandert aus dem Westen und aus dem Norden, im Kaukasus, nicht aber vom Osten. Du bist kein Jude!' So steht es nach den irdischen Abstammungsgesetzen. Für den Glauben aber ist die irdische Abstammung nebensächlich. Für den Glauben ist es allein entscheidend, daß der Heiland von Gott gesandt wurde auf diese Welt, um ihr das Feuer zu bringen für ihren Kampf. So ist es nicht ein irdisches Feuer, noch weniger ein jüdisches Feuer, es ist ein göttliches Feuer […]. Aber der Heiland hat nicht nur dies göttliche Feuer auf die Erde gebracht, er war vielmehr selbst eine lodernde Flamme in dem großen Kampf gegen die dunkelsten Mächte des Lebens. Allzu einseitig hat man in langen Jahrzehnten ihn als den König der Milde mit gescheiteltem Haar dargestellt. Er war fürwahr auch ein Fürst des heroischen Lebens, von dem das alte Kirchenlied mit Recht singt: 'Mir nach, spricht Christus unser Held'. In diesem Geist sagt der Heiland in unserm Text: 'Ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe; und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde'. In diesen Worten spricht er von seiner eigentlichen Feuertaufe am Kreuz. Mit diesem Kreuz hat er für alle Zeit das heilige Sinnbild des Opfers aufgerichtet in dieser Welt. Dies Kreuz steht auch mahnend und stärkend auf dem heutigen Kampfplatz zwischen zwei Welten. Dunkel und hart ragt es empor im Feuer der jetzigen Schicksalswende. […] Darum klingt es scharf und unmißverständlich aus der Botschaft unseres Gotteswortes: 'Meinet ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht.' An einer anderen Stelle des Evangeliums sagt er noch klarer und schärfer: 'Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert'."

Weiterführende Quellen und Literatur

Quellen
  • Landeskirchliches Archiv der Nordkirche, 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 900, 1433
  • Kirchenkreisarchiv Hamburg-West, Archiv des Kirchenkreises Altona 18.37.004, Nr. 1752
  • Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 460 Nr. 7327
  • Bundesarchiv Berlin, NSDAP-Gaukartei
Literatur
  • Tiedemann, Lina: Adalbert Paulsen: "Die Farbe des deutschen Lebens ist braun! Und der Heros der braunen Farbe ist unser Kanzler und Führer Adolf Hitler". In: Helge-Fabien Hertz (Hrsg.): Multiplikatoren in der NS-Zeit. Schleswig-Holsteinische Pastorenbiografien. Kiel 2023, S. 84-94. https://macau.uni-kiel.de/receive/macau_mods_00003795
  • Bräuninger, Michaela: Die Kirchengemeinde Hamburg-Wellingsbüttel 1933 bis 1975. Husum 2019
  • Linck, Stephan: Neue Anfänge? Der Umgang der Evangelischen Kirche mit der NS-Vergangenheit und ihr Verhältnis zum Judentum. Die Landeskirchen in Nordelbien. Band 1: 1945-1965. 2. Aufl. Kiel 2014
  • Steensen, Thomas: "De ganze Gemeen steiht op as een Mann". Zum deutschen Nationalismus von Pastoren in Nordfriesland vor und nach den Volksabstimmungen von 1920. In: Dietrich Werner (Hrsg.): Ohne Erinnerung keine Zukunft. Beiträge zur Breklumer Missions- und Regionalgeschichte. Neumünster 2007, S. 159-182
  • Linck, Stephan: Die Ausstellungstexte. In: Annette Göhres/Stephan Linck/Joachim Liß-Walther (Hrsg.): Als Jesus "arisch" wurde. Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Die Ausstellung in Kiel. Bremen 2003, S. 26-88
  • Reumann, Klauspeter: Der Kirchenkampf in Schleswig-Holstein 1933-1945. In: Verein für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte (Hrsg.): Kirche zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung. Bd. 6/1. Neumünster 1998, S. 111-443
  • Seite „Adalbert Paulsen“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. Mai 2021, 15:47 UTC. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Adalbert_Paulsen&oldid=212521460

Metainformationen

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 8. Januar 2022
Zuletzt bearbeitet am 6. August 2023
Beitrag zitieren

Diesen Beitrag empfehlen: