Friedrich Wilhelm Slotty

(*) 02. Januar 1877 – (†) 07. Mai 1953

Friedrich Slotty, um 1940
Friedrich Slotty, um 1940. Quelle: Stephan Slotty

Biografische Eckdaten

Vorname
Friedrich Wilhelm
Nachname
Slotty
Geburtsdatum
02. Januar 1877
Geburtsort
Ordinationsdatum
07. Juli 1903
Emeritierungsdatum
01. April 1947
15. April 1939 einstweiliger Ruhestand
Sterbedatum
07. Mai 1953
Sterbeort
Kirchendienst
  • Hilfsgeistlicher in Königsberg
  • Pastor in Bad Pyrmont
    Ab 09. Juli 1905
  • Pastor in Magdeburg
    Ab 26. September 1915
  • Pastor in St. Michaelisdonn
    Ab 11. Dezember 1927
  • Einstweiliger Ruhestand. Vertretungen in verschiedenen Gemeinden
    15. April 1939 – 01. April 1947

Kirchenpolitik

Kirchenpolitische Mitgliedschaften
Kirchenpolitische Ämter

Pfarramt

Berichte über den Pastor
  • Bericht des NSDAP-Ortsgruppenleiters von St. Michaelisdonn vom 19. April 1935 betr. "Äusserungen [...], die geeignet sind, das Vertrauen zum Führer und zur Regierung herabzusetzen"
    Slotty habe "bei der Beerdigung eines Hitlerjungen vor der versammelten SA und HJ deren Ziele als irdisch, unnütz und zwecklos hingestellt und nur den Gottesglauben als Retter der 'Menschheit' bezeichnet. […] Am Heldengedenktag (17. März) legte Herr Slotty seiner Predigt folgenden Text zugrunde: Samuelis II, Art. 23, Vers 15-17. Entsprechend dieses Textes stellte er dann während seiner Predigt die Gefallenen als ein Opfer der ruhm- und ehrsüchtigen Führer hin. Den Begriff des Führers erläuternd sagte er wörtlich: 'Er will etwas Besonderes haben, es plagt ihn wie ein böser Geist, er will sein […] sündiges Gelüst befriedigen.' […] Dann gebrauchte er auf den Begriff des Führers gemünzt das Wort 'Blutsauger'! […] Darauf äusserte er auf das neue Wehrgesetz gemünzt: 'Gott möge alle treffen, die durch sündiges Gelüst einen Weltbrand zu entzünden drohen!' […] ferner 'Wir wollen mit dem Scheinwerfer hinein leuchten in das, was in (bei) uns finster ist!' […] Als ein Konfirmand einmal zu spät kam und in HJ-Uniform eintrat, soll der Herr Pastor ihn erregt angefahren haben: 'Ich werde euch die Revolutionsmucken schon austreiben!' […] So ist Herr Pastor Slotty bei jeder Gelegenheit bemüht, die Aufbauarbeit des neuen Deutschlands als etwas unwichtiges, vergängliches hinzustellen und bezeichnet den Glauben an Gott allein als den wahren Retter der 'Menschheit'."
Selbstauskünfte
  • Bericht vom 20. April 1939: "Wie es zu meiner Versetzung in den einstweiligen Ruhestand gekommen ist."
    "Fußend auf dem Lebensrechte der Kirche, sich aufgrund der heiligen Schrift und ihres Bekenntnisses in ihrem allerheiligsten Glauben erbauen zu dürfen und als das Licht auf dem Leuchter ihren hellen Schein ungehemmt zum Heile der Völker vorbereiten zu können, was ihr auch auf dem Tage zu Potsdam am 21. März 1933 feierlich vor Gott und Menschen von der Nationalen Regierung durch den Mund Adolf Hitlers zugesagt war, habe ich von Anfang an gegen alle gegenteiligen Versuche dieser Regierung öffentlich und eindeutig Einspruch erhoben. An die Verlesung des Aufrufes des Bevollmächtigten des Staatskommissars […] im Vormittagsgottesdienst des 3. v. Tr. (2. Juli 1933) habe ich meinen öffentlichen und feierlichen Einspruch angeschlossen. Am Abend desselben Tages erschienen bei mir der Ortsgruppenleiter […] und […] ein anderes führendes Parteimitglied, um mich zur Rede zu stellen und die Zurücknahme meines Einspruches zu erreichen. Ich wich ihnen nicht ein Haar breit. In dieser Haltung, welche den Einbruch der herrschenden Gewalten in die Kirche als verheerend für Kirche und Staat, als rechts- und sinnwidrig verurteilte, habe ich seitdem verharrt und alles verworfen, was nunmehr über die Kirche hereinbrach. In einer Eingabe an das Landeskirchenamt vom 27. Juli 1933 […] habe ich die angefertigten Kirchenwahlen abgelehnt. Der Verpflichtung auf die Deutsche Evangelische Kirche habe ich mich nicht entzogen, und meine Ablehnung in einem Schreiben vom 11.4.1934 an den Synodalausschuß begründet. Die Eingliederung der Evang. Jugend in die HJ habe ich nicht unterzeichnet. […] Ich bin wegen dieser Haltung viel angefeindet, aber nie von meinen kirchlichen Körperschaften oder von meinen Gemeindegliedern, sondern von Kreisen, welche die Kirche als christliche Glaubensgemeinschaft ablehnten. Oft wurde mir gesagt, daß meine Absetzung bevorstehe. […] Führende Kreise des Nationalsozialismus finden in ihrem eigenen Gedankengut und in ihrer Lebenshaltung alles Heil für Leib und Seele, für Zeit und Seligkeit. Darum ist ihnen die Botschaft der Kirche nicht nur entbehrlich, sondern schädlich. Ihre Weltanschauung ist ihnen auch Gottesschau, ja die Gottesschau, neben welcher es keine andere treten darf. Aus dieser Haltung heraus ist alles zu erklären."; auch dem Konfirmandenjahrgang 1938/39 habe man "ein immer stärker werdendes Widerstreben gegen jede christliche Beeinflussung" anmerken können, was an der weltanschaulichen Ausrichtung der HJ liege, die sich in Gustav Frenssens "Glaube der Nordmark" wiederfände. In einer Konfirmandenstunde habe ein Konfirmand bei der Behandlung des 7. Gebots "die Stürmer-Gedanken aus[gepackt]: Die Gebote seien eine Juden-Erfindung und daher für uns nicht nur überflüssig, sondern untragbar, da die Juden das Unglück der Welt seien; sie hätten nur betrogen, alle Kriege und alles Elend verschuldet usw. Ich ließ ihn reden und führte alle Ausführungen auf das rechte Maß zurück, soweit sie nicht völlig abzulehnen waren."

Sanktionen

Landeskirchliche Sanktionen
  • Ruhestandsversetzung
    15. April 1939
    Volle Bezüge; Weiterbeschäftigung über verschiedene Dienstaufträge

Weiterführende Quellen und Literatur

Quellen
  • Landeskirchliches Archiv der Nordkirche, 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 1176, 1175
  • Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 460 Nr. 7445
Literatur
  • Hertz, Helge-Fabien: Evangelische Kirchen im Nationalsozialismus. Kollektivbiografische Untersuchung der schleswig-holsteinischen Pastorenschaft. Band 1: Thesen, Grundlagen und Pastoren. Berlin/Boston 2022, S. 279-295. https://www.degruyter.com/document/isbn/9783110760835/html
  • Hertz, Helge-Fabien: Die ev.-luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins im Nationalsozialismus: Zur pastoralen Positionierungsheterogenität. In: Informationen für Schleswig-Holsteinische Zeitgeschichte 59 (2019), S. 98-137. http://www.akens.org/akens/texte/info/59/Kirche_Hertz.pdf
  • Janssen, Hans Peter: Von Rehedyk nach St. Michaelisdonn. 400 Jahre Kirchen- und Dorfgeschichte 1611-2011. Husum 2011
  • Looft, Klaus: Denkwürdige Rundreise. Brief an einen Freund in Tel Aviv. In: Hansjörg Buss/Annette Göhres/Stephan Linck [u.a.] (Hrsg.): "Eine Chronik gemischter Gefühle". Bilanz der Wanderausstellung "Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945". Bremen 2005, S. 85-89

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Veröffentlicht am 26. Dezember 2021
Zuletzt bearbeitet am 3. April 2022
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