Martin Bols

(*) 16. November 1909 – (†) 28. Januar 1980

Martin Bols, 1967
Martin Bols, 1967. Quelle: Klaus-Peter Heße

Biografische Eckdaten

Vorname
Martin
Nachname
Bols
Geburtsdatum
16. November 1909
Geburtsort
Ordinationsdatum
13. Oktober 1935
Ordinationsort
Emeritierungsdatum
01. Oktober 1976
Sterbedatum
28. Januar 1980
Kirchendienst

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Politik

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Pfarramt

Predigten
  • Predigt über Johannes 4, Vers 5-14, gehalten am 24. September 1933 in Burg
    "Wir stehen heute in einer großen Zeitwende. […] So konnte es denn nicht anders sein, als daß sich diese allgemeine Neuwerdung auch auf kirchlichem und religiösem Gebiet irgendwie bemerkbar machen musste. Zwar wissen wir alle, daß wir in der Neugestaltung unseres kirchlichen Lebens erst in den allerersten Anfängen stehen und doch sind bereits grundsätzliche Voraussetzungen für ein Neuwerden unseres religiösen Lebens geschaffen, vor allem dadurch, daß in der äusseren Form unserer Kirche grosse Änderungen sich vollzogen haben, mit dem endgültigen Ziel, eine deutsche evangelische Reichskirche zu schaffen. Doch ist das bisher geschaffene nur erst der erste Schritt auf dem weiten Weg einer wirklichen inneren religiösen Erneuerung unseres Volkes. In diese neue Form der evangelischen Kirche nun auch ein innerlich neugeborenes Volk zurückzuführen, das sich wieder mit seiner Kirche innerlich verbunden fühlt, das bleibt die grosse Aufgabe der nächsten Jahre, die aber folgen muß, wenn das bisher Erreichte überhaupt einen bleibenden Wert haben soll."; "[…] Jesus in diesen Volksfragen mit seinem Volk denken und fühlen konnte. […] Wie er nun hier [am Brunnen] so saß […], da kam auf ihn zu eine samaritanische Frau, die Wasser aus dem Brunnen holen will. Er mag im ersten Augenblick eine gewisse Abneigung in sich gefühlt haben, als er diese Frau erblickte. […] Erinnerte sie doch an jene Zeiten, da noch nicht ein halb heidnisches Mischvolk hier wohnte, sondern da Stammesbrüder von gleichem Blut Besitzer dieses Landes waren. Wäre Jesus nur der Jude gewesen und hätte er nur als Glied seines Volkes dieser samaritischen Frau gegenüber gestanden, so hätte er sich sicherlich nicht um dieses Weib gekümmert, sondern hätte mit Stolz und Verachtung auf sie herabgesehen. Doch Jesus handelt ihr gegenüber ganz anders. […] Sicherlich werden sich in seinem Innern seine nationalen Gefühle gegen diesen Schritt gesträubt haben […]. Gewiß war er auf der einen Seite ein Mensch wie du und ich, hineingeboren in ein gewisses Volk, und dieses Volk schätzte und liebte er, aber es gab für ihn doch etwas, was über diese Liebe zu seinem Volk noch hinausging. Er wusste sich noch nach einer anderen Seite verpflichtet, und diese Verpflichtung band ihn nicht an die engen Grenzen seines Volkes, sondern nach dieser Seite hin wusste er sich zu allen Menschen gesandt. […] Es gibt nun aber in unserem Volk Kreise, die Jesus und sein Evangelium ablehnen, weil sie in ihm nur den Juden sehen, der uns als Deutschen nichts zu sagen hätte, und zwar sind es Kreise, die gerade von ihrer nationalen Gesinnung her Glauben, diesen Vorwurf gegen Jesus und sein Evangelium erheben zu müssen. Über Recht oder Unrecht dieses Vorwurfs soll hier nicht gestritten werden. Doch das eine wird aus unserer Geschichte deutlich, daß nach dem eigenen Bewusstsein Jesu diese Deutung seiner Person völlig falsch ist."; "Auch sie [=die Juden] glaubten an einen Gott, aber was sie von ihrem Gott zu sagen hatten, war etwas ganz anderes, nämlich daß Gott etwas von ihnen forderte und diese Forderung war ihnen übermittelt durch das Gesetz. Dieses Gesetz galt es zu erfüllen, und danach, ob man sich an dieses Gesetz hielt oder nicht, richtete es sich, ob man einst am Tage des Gerichts würde vor seinem Gott bestehen können. Der Gott jener Zeit war also ein fordernder Gott, war ein richtender Gott. Kein Wunder, dass man sich vor diesem Gott fürchtete; denn wer hätte es vermocht, das ganze Gesetz zu erfüllen. Der Mensch jener Tage fühlte sich daher nicht mehr mit seinem Gott verbunden."; "Wir können heute rückblickend feststellen, daß unser Volk sich auf dem Weg einer […] Auflösung befand. Nun ist seit einigen Monaten eine grundsätzliche Änderung in dieser Anschauung über das letzte Prinzip alles menschlichen Handelns eingetreten. Nicht mehr der Einzelne steht im Mittelpunkt, sondern die Gemeinschaft, das Volk. Nur als Glied dieser Gemeinschaft hat der Einzelne seine Bedeutung. Nicht mehr an sich selbst hat der Einzelne zuerst zu denken, sondern das Wohl des Ganzen steht an erster Stelle. Wir können heute mit Bewunderung auf diese Wandlung im Denken unseres Volkes zurückblicken und fragen wir nach einer letzten Deutung dieser Veränderungen, so können wir nicht anders, als hinter diesem Geschehen den Finger Gottes zu sehen. Gott hat noch einmal unserem Volk, obwohl es sich von ihm abgewandt hatte, seine gnädige Hand gereicht, hat trotz der Sünde des Volkes es vor dem weiteren Weg des Verderbens bewahrt."
  • Kirchengebet, 1935
    "Sei du mit unserem deutschen Volk und Vaterland, mit unseren deutschen Brüdern diesseits und jenseits der Grenzen. Segne du unsern Führer und laß sein Werk, das er mit deiner Hilfe so herrlich begonnen hat, zu einem guten Ende hinausführen zum Wohle unseres deutschen Volkes und zu deiner Ehre."
Konfirmationsunterricht
  • Katechese über Johs. 15,16, gehalten 1935
    "Zwischen Christus und uns besteht also seit unserer Taufe, um es nun einmal in der Sprache unserer Tage auszudrücken, das Verhältnis von Führer und Gefolgschaft. Doch unterscheidet sich dieses Führertum Jesu Christi sehr von allem sonstigen menschlichen Führertum. Wenn unser Führer sich seine Ratgeber, seine Minister erwählt, dann nimmt er solche, von denen er weiß, daß sie innerlich auch mit ihm verbunden sind. Er wählt die, die vorher bereits ihn als ihren Führer erwählt haben. Zweitens nimmt er nur solche, die tüchtig sind. Wenn z.B. der Führer in der Hitlerjugend sich einen Unterführer bestimmen will, dann nimmt er den, der der Tüchtigste ist. Der Tüchtigste ist der, der sich durch seine Leistungen vor allen anderen ausgezeichnet hat. Und der wird zum Führer bestimmt. Bei allem menschlichen Führertum herrscht also das Prinzip der Leistung." Während im menschlichen Führertum "Leistung, Würde, Verdienst" gelte, gelte bei Gott ausschließlich die Gnade. "Wenn ich in meiner politischen Organisation, etwa in der Hitlerjugend, wissen will, was ich tun soll, dann schaue ich zu meinem Führer empor. Was er mir vorlebt und was er befiehlt, das habe ich auch zu tun. Jesus ist unser Führer, sein Leben war Liebe und er verlangt von uns, daß als Folge dieser Verbindung mit ihm auch unser Leben Liebe sei."

Weiterführende Quellen und Literatur

Quellen
  • Landeskirchliches Archiv der Nordkirche (LKANK), 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 2269-2270
  • LKANK, 11.11.0 Mobilisierte Geistliche und deren Entnazifizierung (Schleswig-Holstein) Nr. 62
  • LKANK, 11.01 Kirchenleitung (Schleswig-Holstein) Nr. 476
  • Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 460 Nr. 7235
  • Bundesarchiv Berlin, NSDAP-Gau- und Zentralkartei
Literatur

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Veröffentlicht am 4. Januar 2022
Zuletzt bearbeitet am 6. Februar 2022
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