Reinhard Kunau

(*) 16. September 1911 – (†) 14. Januar 1943

Biografische Eckdaten

Vorname
Reinhard
Nachname
Kunau
Geburtsdatum
16. September 1911
Geburtsort
Ordinationsdatum
09. Mai 1937
Ordinationsort
Sterbedatum
14. Januar 1943
Kirchendienst

Kirchenpolitik

Kirchenpolitische Mitgliedschaften

Politik

NS-Ämter

Pfarramt

Predigten
  • Predigt über 1. Joh. 4, 16, gehalten am 28. April 1935 in Bovenau
    "Wahrhaftig hat Gott immer wieder seine Liebe an unserem Volke erwiesen […] Ja, ist das noch Liebe, wenn schließlich unser Volk auf der Höhe seiner Selbstbesinnung in eine Selbstvergottung hineingerät, als hätte es sich selber geschaffen? Die Bibel hat hiervon einmal das Bild gebraucht, das jeder sich gerne merken sollte: Weh' dem, der mit seinem Schöpfer hadert! […] Aber unser Volk wendet sich ab von dem letzten Grund seines Seins und seiner Geschichte, vergißt Gott und verachtet sein Wort und seine Predigt und legt damit den Keim zum Verderben und zu neuen religiösen Wirren und Kämpfen in das eigene Volk hinein. […] Mußte Christus deshalb überhaupt noch kommen, um uns einen neuen Gott zu zeigen, einen Gott, der dazu noch, wie man heute sagt, nicht art- und volksgemäß ist, der für uns Deutsche überhaupt nicht paßt?" Die Pharisäer und Schriftgelehrten hätten Jesus abgelehnt "aus einem ganz modernen Grund: Weil er ihren völkischen Erwartungen nicht entsprach. Und wir wissen ja, wie sich diese Leute gerade vor Jesus verkrochen und ihm aus dem Wege gingen und sich immer hartnäckiger auf ihre eigene Religion stellten, je mehr sie darin angegriffen wurden. Sie kümmerten sich schliesslich nur noch um Jesus, damit sie eine Sache wider ihn fänden, einen Grund, ihn zu verurteilen – genau wie heute. Vor diesem Jesus fürchteten sie sich, denn er sagte ihnen scharf, was es mit ihrer Frömmigkeit und mit ihrem Tempel- oder Götzendienst sei. […] So geht es auch uns; denn wir geben uns zufrieden mit unserer Religiosität und mit unseren Werken und kommen gar nicht auf den Gedanken, daß Gott ja etwas ganz anderes verlangt […]. Dann kreuzigen wir den Herrn immer wieder, wie jene Juden es getan haben, als er damals auf Erden ging."
Druckerzeugnisse
  • Essay von 1936, unveröffentlicht, zum Thema: "Das vierte Gebot (Text und Erklärung) in der Problematik der heutigen deutschen Volksgestaltung."
    "Das Ziel der ganzen Gestaltung war [vor 1933] die persönliche Freiheit, Vervollkommnung und der persönliche Vorteil der Einzelnen. Demgegenüber geht unsere heutige Zeit davon aus, daß das Volk nicht die vielen Einzelnen, sondern eine Gemeinschaft […] ist." Während die Volksgestaltung in der Weimarer Zeit weitgehend auf Vertrauen zwischen den Führern und den Geführten beruht habe, gehe es nun primär um die "Ehre des Volkes […] Darum kann das Mißtrauen einer Summe Einzelner ihn [=den Führer] nicht stürzen, sei die Summe noch so groß. Er kann nur fallen dadurch, daß der schicksalsmäßige Weg des Volkes ihn stürzt und ihm zeigt, daß sein Weg falsch war. Es ist darum dieses Vertrauen, das auf der Ehre des Volkes beruht, verbunden mit der Liebe. Die Liebe zum Volk verbindet sich mit der Liebe zum Führer." Bejahung der Tatsache, dass es "heute wieder Über- und Unterordnung" gebe, "nicht wie früher, wo jeder Geführte gleichzeitig selbst Führer war. […] Die Freiheit des Einzelnen wird eingeschränkt durch den Gehorsam gegen den Willen des Volkes oder anders ausgedrückt, um das Irrationale dieses Begriffes hervorzuheben, Gehorsam gegen den Willen der Volksseele. Dieser Gehorsam ist zugleich der Gehorsam gegen den Führer des Volkes […], der persönliche Vorteil des Einzelnen wird eingeschränkt durch das Opfer für das Volksganze vom Opfer der Groschen bis hin zum Opfer des Lebens. Bei der Gestaltung unseres Volkslebens genügt es aber nicht, allein auf die Charakterwerte hinzuweisen, diese Charakt.-werte sind nämlich so nicht sichtbar vorhanden. Sie müssen erst aus den einzelnen Menschen herausgebildet werden […]. Das geschieht in dem Rahmen der Männerbünde: SA, SS, HJ, DJ, in der Wehrmacht und auch in der Organisation der Arbeit (Arbeitsdienst, deutsche Arbeitsfront usw.). Auch da geht unsere Zeit gegen früher einen neuen Weg. Das zeigt sich am stärksten in der Zurückdrängung von Schule und Elternhaus aus der Volksgestaltung. Die Schule, früher wichtigste Größe mit in der Gestaltung das Volksganzen, ist jetzt zu einer Nebengröße geworden. Sie hat das Wissen zu vermitteln, das ja auch notwendig ist zur Arbeit in und am Volke. Doch wird durch sie nicht mehr der Charakter gebildet, der für die neue Volksgestaltung wesentlich ist […]. Die eigentliche Bildung, Herausbildung des Charakters, diese Erziehung ist Sache der Männerbünde bzw. Jugendbünde. Das Elternhaus oder die Familie ist allerdings noch Keimzelle des Volkes, aber nicht wegen der Mithilfe an der charakterlichen Gestaltung des Volkes, sondern wegen der biologischen Erhaltung des Volkes. Die Charakterwerte: Ehre, Vertrauen, Liebe, Gehorsam, Dienst, sie haben heute ihre Bedeutung für die Volksgestaltung nur gegenüber dem Staate, der politischen Obrigkeit. Der Zuchtcharakter (Zucht im Sinne von Erziehung und Einordnung) oder der Ordnungsfaktor in der Gestaltung unseres Volksganzen liegt allein im Staate: Ministerium für 'Erziehung' als neue Bezeichnung aufgenommen. / In diese Lage hinein sollen wir jetzt das vierte Gebot stellen. […] Obrigkeiten in der Familie, in der Wirtschaft und im Staate sind gesetzt, damit sie das Leben hier auf der Erde ermöglichen. […] So sichert und eine geordnete Obrigkeit langes Leben auf dieser Erde. Darum sollen wir sie auch ehren, sie wert und lieb haben […]. Wir sollen diese Ordnung, in der wir stehen, nicht auflösen. So sagen die Weisen des Alten Testaments […]: Ehre den König, so wirst du lange leben. / Was predigt dieses Gebot denn in unser heutiges Ringen um Volksgestaltung hinein? Es scheint zunächst, als würde es sie absolut begrüßen. Die Voraussetzung des Gebotes war: Es gibt Ordnungen, es gibt Über- und Unterordnung. Unser Volk soll heute auch wieder eine Ordnung des Befehlens und Gehorchens, des Führers und gehorsamen Geführten haben. Doch ist dies nur ein äußerer scheinbarer Berührungspunkt. Das 4. Gebot verlangt noch gar nicht einmal irgendein Führerprinzip. Auch die vorausgegangene Epoche erfüllte die Voraussetzung des Über- und Untergeordnet-Seins […]. Wir müssen […] aber auch eine positive Haltung zu ihr [=der "heutigen Volksgestaltg."] einnehmen auf Grund des vierten Gebotes. Es gilt jetzt, diese neue Ordnung zu erhalten. Wir haben zwar nicht den Auftrag, sie in ihrer ganzen Problematik, in der sie noch steht, zu ändern, zu verbessern oder überhaupt zu der rechten Ordnung zu gestalten. Das ist nicht Aufgabe der Kirche noch Forderung des vierten Gebots. Wir haben allerdings so in dieser Problematik drinzustehen, daß wir unsererseits diese Ordnung vom vierten Gebot her allein erfüllt sehen. […] Wir können sie nicht lieben über alles, weil sie etwa der Volksehre Genüge täte, wir können ihr nicht blindes Vertrauen bezeugen. Vertrauen und Liebe gebühren Gott. Ehre und Achtung und Gehorsam und Wertschätzung bleiben allerdings dieser Volksgestaltung. Sie tut der Welt einen wertvollen Dienst: Sie bewahrt und gegen Übergriffe der Sünde. Wir ehren sie, weil Gott sie dazu eingesetzt hat. Wir können ihr auch in einem anderen Punkte nicht so folgen, wie sie selbst es verlangt. Das Gebot Gottes geht hier wie überhaupt vom Nächsten zum Ferneren. Nach dem Gebot Gottes ist die Familie zunächst die Gestaltung, die uns angeht. Die Volksgestaltung kann nicht die Ordnung der Familie aufheben", ebenso wenig die der Schule: "Sie sind […] Zuchtfaktoren zur Erziehung und Erhaltung des Volksganzen und Ordnungsfaktoren. Das ist nicht bloß der Staat mit den Männerbünden. So stehen wir unter dem vierten Gebot: Nicht hingegeben an eine Theorie der Ordnung, sondern nüchtern das Nächste zuerst sehend und da, wie es gegeben wird, gehorchend."

Weiterführende Quellen und Literatur

Quellen
  • Landeskirchliches Archiv der Nordkirche (LKANK), 16.20.0 Personalakten (Nordelbien) Nr. 699
  • LKANK, 11.11.0 Mobilisierte Geistliche und deren Entnazifizierung (Schleswig-Holstein) Nr. 413

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Veröffentlicht am 8. Januar 2022
Zuletzt bearbeitet am 29. Januar 2022
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